Einst
Das Wörtchen „einst“ kann sich gleichermaßen auf die Zukunft wie auf die Vergangenheit beziehen. „Einst, als es noch keine Menschen gab, herrschten die Dinosaurier auf unserer Welt.“ Oder „Einst werden wir Gott selbst und seine Herrlichkeit im Himmel sehen.“ Diesen merkwürdigen Schwebezustand zwischen Vergangenheit und Zukunft beschreibt auch folgender Vers in der Bibel:
Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?
Lukas 24,32
Nachdem Jesus am Kreuz den Tod gefunden hat, wussten die Jünger nicht, was sie nun tun sollten. Sie hatten sich so viel erhofft. Alles schien möglich. Sogar eine Revolution. Geblieben ist nur das Scheitern. Also kehrten die Emmaus-Jünger zurück in ihr altes Leben, das ihnen vertraut und bekannt war. Auf dem Weg dorthin begegnet ihnen der auferstandene Christus. Merkwürdig: Einst waren sie mit ihm mehrere Jahre unterwegs, aber jetzt erkennen sie ihn nicht. Erst, als er wieder aus ihrem Blickfeld entschwindet, geht ihnen ein Licht auf und ihnen wird bewusst, was ihre Herzen ihnen die ganze Zeit zu vermitteln suchte.
So ergeht es uns mit Gott auch: In der Gegenwart bleibt er uns unverständlich und rätselhaft in der Zukunft. Im Nachhinein aber entschlüsseln sich manche Ereignisse als seine Wegführung. Das ist dieser merkwürdige Schwebezustand zwischen den Zeiten. Einst hat Gott in unserem Leben gewirkt, ohne dass wir es gemerkt hätten. Einst werden wir es aber erkennen und ihm danken.
Brannte nicht unser Herz in uns? Das ist eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung. In Frageform gegossen, vermittelt sie den Eindruck, als wäre man sich nicht hundertprozentig sicher und bräuchte eine Bestätigung für diese Entdeckung. Und genauso ist es auch: Gottes Gegenwart zeigt sich nie absolut. Sie manifestiert sich in unseren Beziehungen zu den Menschen und zur Welt. Meist spüren wir sie viel früher als wir sie mit unserem Verstand wahrnehmen. Darum: Wenn euer Herz entbrennt, ist der Herr nicht weit.